TI-Insights – E-Rezept mit Lara Fürtges (MediosApotheke)

Interview

Das elektronische Rezept löst das rosafarbene Papierrezept bereits seit einigen Jahren schrittweise ab. Seit dem 1. Januar 2024 ist es nun verpflichtend: Verschreibungspflichtige Arzneimittel werden von Ärztinnen und Ärzten ausschließlich auf elektronischem Weg verordnet. Das E-Rezept kann über die elektronische Gesundheitskarte oder eine E-Rezept-App verwaltet und eingelöst werden.

Die Reise wurde durch unseren E-Rezept Summit Jahr für Jahr begleitet und fand in diesem Jahr mit seiner 5. Ausgabe sein großes Finale. Doch das ist noch lange nicht das Ende unserer TI-Reihe, die die Entwicklung der Digitalisierung in der Gesundheitsbranche begleitet. Noch in diesem Jahr setzen wir unsere Serie fort: Am 22. Oktober findet der zweite TI-Messenger Summit in Erlangen (und digital) statt und am 19. November folgt der erste ePA Summit in Essen (und digital).

Lara Fürtges, Apothekerin und Digital Health Managerin bei der MediosApotheke, hat die Entwicklung des E-Rezepts von den Grundsteinen bis zur Verpflichtung begleitet und kennt die Höhen und Tiefen dieses Weges. In unserem Interview haben wir sie zu ihren Erlebnissen und Eindrücken auf dieser Reise befragt.

INNO3: Wenn du an die letzten fünf Jahre E-Rezept zurückdenkst, was waren aus deiner Sicht die emotionalsten Momente und warum?

Lara Fürtges: Ich habe den Jahresanfang mit Spannung erwartet, nicht mit Sorge, denn wir hatten wirklich viel Zeit zu üben und zu testen. Wir waren im guten Austausch mit Verordnern, die bereits umgestellt hatten und waren gespannt, ob die bundesweite Infrastruktur dem plötzlichen Lastanstieg standhält. Und das hat Sie – gerade zu Anfang und das war enorm wichtig!

Ein persönliches Highlight waren die Rückmeldungen von Patient:innen zu unseren Info-Materialien, den Erklärvideos und unserer Homepage. Wir konnten bspw. einer Patientin helfen, die nun dank der Gematik-App und unseres Lieferdienstes das Beratungsangebot mit Ihren vertrauten Ansprechpartner:innen bei uns nutzt. Ich bin so dankbar für diese Rückmeldungen und zu sehen, dass wir auch hier einen Beitrag leisten konnten, neben der Arzneimittelversorgung.

INNO3: Was waren aus deiner Perspektive die größten Learnings im ersten halben Jahr, seitdem das E-Rezept im Januar 2024 verpflichtend eingeführt wurde?

Lara Fürtges: Die kommunikative Begleitung und die Technologieakzeptanz sind essenziell. Das lange Warten auf das E-Rezept im Regelbetrieb hat in meinen Augen bei Patient:innen und Gesundheitsberuflern dazu geführt, dass man sich noch nicht konkret mit dem E-Rezept befasst hat.

Lara Fürtges beim 5. E-Rezept Summit in Session 3: Wünsch dir was – Visionen für eine (noch) bessere Zukunft

Auch fehlte die Möglichkeit, über andere Teilabschnitte des Prozesses regelhaft zu informieren. Wie sieht so etwas in der ärztlichen Praxis aus? Was sind die Herausforderungen für Zahnärzt:innen? In Klärfällen wären so manche Fragen durch interprofessionelle Schulungen erspart geblieben. Das heißt, dass gemeinsame Schulungen und Software-Demos reibungsärmere Gesamtprozesse fördern können.

Ein weiteres Learning ist die Information von Patient:innen. Entgegen zu voriger Bemühungen der Versicherungen haben sich Patient*innen – menschlicherweise – erst dann mit dem E-Rezept beschäftigt, als es für sie relevant wurde. Damit die „Erklärlast“ nicht nur in Praxen und Apotheken bleibt, muss diese umfassender im Alltag der Menschen ankommen und die Praxen und Apotheken für die Hilfe ins Digitale finanziell honoriert werden.

INNO3: Was ist deiner Meinung nach der größte Mehrwert, den das E-Rezept für die Patient:innen und Versicherten mit sich bringt?

Lara Fürtges: Gerade bei Folgerezepten im laufenden Quartal profitieren Patient*innen und Praxen in der Organisation. Weg- und Zeitersparnisse sowie Reduktion des Infektionsrisikos sind damit verbunden. Patient*innen können asynchron eine Folgeverordnung auf dem Weg Ihrer Wahl anfordern und die Praxen bearbeiten die Ausstellung, wenn es die Abläufe zulassen und nicht, wenn Patient*innen den Weg in die Praxis gemacht haben (was in einem vollen Alltag einfach auch schon schwierig sein kann). 

„Gerade bei Folgerezepten im laufenden Quartal profitieren Patient*innen und Praxen in der Organisation. Weg- und Zeitersparnisse sowie Reduktion des Infektionsrisikos sind damit verbunden.“

INNO3: Auf welche zukünftige Weiterentwicklung oder Vernetzung des E-Rezepts freust du dich am meisten und warum?

Lara Fürtges: Definitiv auf die ePA, Medikationsliste, Medikationsplan und die damit verbundene Verbesserung der IT-Stützung in der Medikationsanalyse. Auch erhoffe ich mir eine vereinfachte Zusammenarbeit der versorgungsbeteiligten Berufe in der ePA mit voller Transparenz für Patient:innen, die auf dieser Informationsbasis ermächtigt und wahrlich in den Mittelpunkt gestellt werden.

Auch Veränderung der ärztlichen Vergütungsstrukturen, also das Wegkommen von Quartals– und Jahrespauschalen. Würde die Versorgung mithilfe des E-Rezeptes und bspw. damit möglichen Mehrfachverordnung verbessern, was für mich auch eine Weiterentwicklung in der gelebten Praxis ist.

INNO3: Wenn du dir etwas im Kontext des E-Rezepts wünschen könntest, das sofort umgesetzt wird, was wäre es?

Lara Fürtges: Die niederschwellige, digitale Nutzung der Gesundheitsversorgung, als Patientin und als Gesundheitsberuflerin. Dazu müssen die unnötigen Brüche angegangen werden. Dazu zählt in meinen Augen kurzfristig: die Umsetzung von Hilfsmittel- und Betäubungsmittel-Rezepten als E-Rezepte und die damit verbundenen Erleichterungen zur Erfüllung vom regulatorischen Rahmen (Kostengenehmigungen und Dokumentationspflichten).

„In der Arzneimittelversorgung durch Apotheken, die in meinen Augen die aktuell bestmögliche und unverzichtbare Form der pharmazeutischen Gesundheitsversorgung ist, wünsche ich mir eine sofortige Anpassung des Honorars zur Sicherung der Infrastruktur.“

Wir brauchen unbedingt gut nutzbare digitale Identitäten, die auch mit machbarem Umfang erreichbar sind (z.B. Apotheken-Ident.) und das Abbilden von Stellvertreter:innen wie Eltern für kleine Kinder oder erwachsene Kinder für pflegebedürftige Eltern und das zudem nicht 1:1, weil sich die Sorgearbeit idealerweise auf mehrere Schultern verteilen lässt.

In der Arzneimittelversorgung durch Apotheken, die in meinen Augen die aktuell bestmögliche und unverzichtbare Form der pharmazeutischen Gesundheitsversorgung ist, wünsche ich mir eine sofortige Anpassung des Honorars zur Sicherung der Infrastruktur. Diese kann dann auch als Helfer ins Digitale, in Sachen Prävention und akutem Versorgungsbedarf, neue Aufgaben übernehmen.

Also da steckt viel Potenzial drin, dass es richtig gut wird!

Unseren ausführlichen Bericht zum 5. E-Rezept Summit 2024 könnt ihr hier nachlesen!

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